Was bedeutet Sexpositiv?!
Sexpositiv als Haltung, Philosophie und Bewegung
Sexpositivität bedeutet eine annehmende, und offene Grundhaltung bezogen auf einvernehmliche menschliche Sexualität. Als Philosophie oder auch als gesellschaftliche Bewegung hinterfragt Sexpositivität bestehende Normen und versucht dahingehend zu wirken, dass Sexualität in ihrer Vielfalt als integraler und gesunder Aspekt des Menschseins gesehen wird. Das bedeutet unter anderem Offenheit gegenüber:
- allen möglichen sexuellen Orientierungen (Hetero, Homo, Bi, asexuell)
- verschiedenen sexuellen Identitäten (cis, trans, inter, queer)
- unterschiedlichen Beziehungsformen (Monogamie, Polyamorie, offene Beziehung, Single)
- diversen Fantasien und Praktiken (Kink, BDSM, Fetisch, Vanilla)
Wir Menschen teilen so viele Gemeinsamkeiten und doch ticken wir alle irgendwie individuell. Es geht nicht darum, alles toll zu finden sondern darum, die eigene Sexualität zu erschliessen, zu leben und dabei zu respektieren, dass andere Menschen anders leben. Die Komplexität der Vielfalt auszuhalten. Diversität als normaler Aspekt gesunder Sexualität anzuerkennen .
Entgegen der Aufklärung die die meisten von uns mit auf den Weg bekommen haben, geht es bei sexueller Gesundheit nicht nur um Fortpflanzung, Verhütung und die Vermeidung von sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein wegweisendes Statement abgegeben, was unter sexueller Gesundheit zu verstehen ist.
WHO Definition sexueller Gesundheit - Ziemlich Sexpositiv
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert sexuelle Gesundheit als Zustand physischen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf Sexualität. Es geht also nicht bloss um die Abwesenheit von Krankheit, Dysfunktionen oder Gebrechen. Um sexuelle Gesundheit zu erlangen und zu erhalten fordert die WHO (2006a):
- eine positive und respektvolle Herangehensweise an Sexualität und sexuelle Beziehungen,...
- ...die Möglichkeit, angenehme und sichere Erfahrungen zu machen,...
- ...frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt, wozu...
- ...die sexuellen Rechte aller Personen respektiert, geschützt und erfüllt werden müssen.
Bedeutet Sexpositiv, dass alles jederzeit möglich ist?
Bezüglich dem Ausleben sexueller Bedürfnisse möchte ich mich etwas abgrenzen. Nicht jedes Bedürfnis muss, soll, darf ausgelebt werden. Unsere Bedürfnisse entspringen unserem tiefsten Innern, ohne dass wir viel dafür können. Diesen Bedürnissen kann und möchte ich weitestgehend wertungsfrei begegnen. Der Umgang mit diesen Bedürfnissen jedoch liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Ob ein Bedürfnis ausgelebt werden kann hängt für mich von zwei wesentlichen Punkten ab:
- Dem Einvernehmen der beteiligten und urteilsfähigen Menschen
- Keine "schadhaften" Muster zu bedienen (z.B. real Sadismus/Masochismus, Pädosexualität, Sodomie...)
Sexnegativität - Das Gegenteil von Sexpositivität
Sexualität ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wir werden von Natur aus mit einem sehr sinnlichen Körper geboren. Religion und soziale Normen konfrontieren uns jedoch früh mit undifferenzierten NEINS. Diese Verneinung lässt uns wohl „normal“ Verhalten, doch die unterdrückten Bedürfnisse lassen sich so weder befriedigen noch beseitigen. Wir fühlen uns vom Thema Sexualität sehr angezogen und zugleich abgestoßen. Daraus resultieren Gefühle der Scham bis hin zur Schuld. Das ist verwirrend und macht uns verletzlich. Also weg damit, in die Schublade des Unbewusstseins und einen fetten Stempel drauf: TABU! Das Ablehnen eines zu tiefst menschlichen Bedürfnisses, das nicht-hinschauen-wollen ist für mich der Ursprung der Sexnegativität.
Wieso braucht Sexpositivität öffentliche Plattformen?
Sexpositivität bedeutet für mich auch Sprache für unsere menschlichen Bedürfnisse zu finden. Ausdrückliches Wissen und Fähigkeiten auszutauschen und weiterzugeben. Eine Kultur zu finden, in welcher wir uns über Sexualität entspannt und differenziert unterhalten können. Genau so, wie wir das zum Beispiel über das Bouquet eines leckeren Weines oder über den Verlauf unserer Lieblings-Fernsehserie tun. Wir brauchen nicht noch eine weitere sexuelle Revolution mit Schall und Rauch. Vieles ist schon Bewegung. Lasst uns diese aufgreifen und das empfindliche Thema Sexualität sorgfältig und nachhaltig in seiner ganzen Vielfältigkeit kultivieren. In unseren Beziehungen, in unserer Gemeinschaft sowie in unserer Gesellschaft. Öffentliche Plattformen wie das Barcamp Sex und unsere Veranstaltungreihe Sexpositiv (6+) sind ideale Plattformen, die sexpositive Kultur zu vernetzen, sichtbar und somit mehr Menschen zugänglich zu machen.
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